Ehrung für Zivilcourage
Ehrung für Zivilcourage
Der Leitende Polizeidirektor Detlef Köbbel dankte heute Vormittag (4. Dezember 2019) insgesamt zehn Bürgerinnen und Bürgern für ihr besonders engagiertes Verhalten und der damit bewiesenen Zivilcourage.

Zivilcourage? Was ist das eigentlich?
Bereits im Jahr 1835 tauchte in Frankreich der Begriff „courage civil“ auf, der nichts anderes bedeutet als „Mut des Einzelnen“. Dieser Mut scheint in der heutigen Gesellschaft immer weniger zu werden, immer mehr hingegen wächst die Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit und das Desinteresse für die Mitmenschen - außer vielleicht die Sensationsgier vieler Schaulustiger.
Doch es gibt noch Bürgerinnen und Bürger die mit ihrem mutigen Verhalten zeigen: Zivilcourage ist nie zu viel Courage! Daher ist es der Polizei Essen und Mülheim a.d. Ruhr eine Herzensangelegenheit den Menschen zu danken, die eine besondere Zivilcourage zeigten: 

Zu den Helfern und Rettern gehören auch Julian Ropertz und Joel José, die ein junges, weinendes Mädchen in Gleisnähe am S-Bahnhof Essen-Borbeck beobachteten. Als das Warnsignal eines einfahrenden Zuges ertönte, alarmierte Herr Ropertz die Polizei, während Herr José zum Gleisbett eilte und die 13-Jährige rettete. Die Zeugen konnten das Mädchen vor einem Suizidversuch retten und betreuten sie bis zum Eintreffen der Rettungskräfte. 

Michelle Chantal Szopa und Abbas Olcan Celik konnten ihre 93-jährige Nachbarin vor zwei Trickbetrügern bewahren, die sich als Mitarbeiter der Stadtwerke ausgaben. Die Tatverdächtigen wurden von den beiden couragierten Helfern beobachtet und angesprochen, die daraufhin einen Fluchtversuch unternahmen. Die Zeugen verfolgten die mutmaßlichen Betrüger und konnten diese, bis die Polizei eintraf, festhalten.

Hülya Kalabas sah wie ein Mann eine Elfjährige im Gervinuspark anfasste und streichelte. Sofort sprach sie den Mann auf seine Handlungen an, der ihr gegenüber äußerte, dass er sich von dem Mädchen angezogen fühle. Frau Kalabas folgte dem Mann, fertigte Fotos von ihm und informierte die Polizei. Danach kümmerte sie sich um das verängstige Mädchen.

Monika und Werner Kalthoff waren Augenzeugen, als ein 72-jähriger Radfahrer plötzlich umkippte und in die Ruhr nahe der Brehminsel stürzte. Herr Kalthoff sprang ins Wasser, um den Mann herauszuziehen, währenddessen Frau Kalthoff den Notruf absetzte. Zusammen mit den eingetroffenen Beamten leisteten sie Erste Hilfe. Leider verstarb der Mann trotz der beherzten Rettungsversuche.

Ein Zweijähriger verschluckte im Auto seines Vaters während der Fahrt den Verschlussdeckel einer PET- Flasche. Der Sohn fing an zu krampfen, atmete kaum und lief bereits blau an, als die Zeugin Robin Seven hinzueilte und durch ihr herausragendes Verhalten, noch vor dem Eintreffen des Notarztes, die Atemwege des Jungen befreite und so ein Ersticken verhinderte. 

Im Mülheimer Forum trat und schlug eine mehrköpfige Gruppe auf einen 14-Jährigen ein, der bereits auf dem Boden lag und sich nicht mehr selbstständig wehren konnte. Gero Spinelli schritt ohne zu Zögern ein und vertrieb dadurch die Schlägergruppe, sodass schwerwiegende Folgen für den Jungen mit an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit verhindert wurden. Durch Herr Spinellis Zeugenaussage konnten die Täter ermittelt und festgenommen werden.

Frau Manda Krüger sah auf dem Dach des Hauses gegenüber eine 61-Jährige mit suizidalen Absichten stehen. Die Frau hielt sich nur noch am Dachfenster fest, woraufhin Frau Krüger aus ihrem Haus losrannte, durch energisches Klingeln in das andere Haus gelangte, zum Dachboden eilte und die 61-Jährige durch das geöffnete Fenster wieder hineinzog. Trotz der Abwehrhaltung der 61-Jährigen, rettete Frau Krüger ihr Leben und hielt sie bis zum Eintreffen der Rettungskräfte fest. 

Jeder von den Geehrten hat einen wesentlichen Beitrag geleistet, um Straftaten zu verhindern, polizeiliche Ermittlungen zu unterstützen und um sogar Menschenleben zu retten - ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit.

Für den Mut der Zeugen zollte auch der Leitende Polizeidirektor Detlev Köbbel seinen Respekt: „Ich bin äußerst dankbar, dass es Menschen gibt, die nicht weggucken, sondern handeln!“

Vielen Dank für die „courage zivil“ - für den Mut des Einzelnen!

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110